Barbara Kienitz-Vollmer

WohnSinn 2 entsteht
Barbara Kienitz-Vollmer
beim Richtfest am 13. September 2007

Endlich ist es soweit!

WohnSinn-2 feiert Richtfest! Dazu möchte ich im Namen des Vorstands der Genossenschaft zunächst alle Anwesenden herzlich begrüßen, insbesondere natürlich die Erbauer und Planer unseres Hauses bzw. unserer beiden Häuser aber auch alle Menschen, die auf andere Weise dazu beigetragen haben, dass dieses Fest heute möglich geworden ist.

Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Genossinnen und Genossen,

vor gut 4 Jahren nahm ich als Besucherin fast an selber Stelle auch an einem Richtfest teil. Das war damals das Richtfest von WohnSinn-1. Ich erinnere mich noch genau daran, wie damals bei mir der Funke übergesprungen ist, wie begeistert ich von dem Projekt und von den Leuten war. Da wollte ich dabei sein, musste dabei sein und beantragte meine Aufnahme in die Genossenschaft.

So wie mir ging es wohl noch mehr Leuten, denn noch bevor das Haus von WohnSinn-1 bewohnt war, regten sich zarte Pflänzchen, begannen sich Menschen für ein zweites Wohnprojekt zu interessieren und zu engagieren. Insbesondere waren das Vorstandsmitglieder, die ihre Erfahrungen von WohnSinn-1 weitertragen wollten und unsere Genossin Margret, die gerade noch bei WohnSinn-1 untergeschlüpft war und wusste, dass sie dort nur eine begrenzte Zeit würde bleiben können. Bis zum Jahresanfang 2004 war eine Gruppe zusammengekommen, die ein zweites Projekt planen, bauen und bewohnen wollte.

Was aber war der Inhalt des Funken, der damals übergesprungen ist? Ich glaube, es war die Idee WohnSinn:

Heute sind wir eine bunt gemischte Gruppe im Alter von 9 Tagen bis 71 Jahren
Singles, Paare, Alleinerziehende und Familien mit Kindern
Rollstuhlfahrerinnen und Fußgänger
Menschen deutscher und nichtdeutscher Herkunft
Menschen mit wenig oder mit etwas mehr Geld.

Voraussetzung für diese Mischung und typisch für die Idee WohnSinn ist die Zusammenstellung von verschiedenen Wohnungstypen unter einem Dach. 14 unserer 34 Wohnungen werden im eigentumsähnlichen Dauerwohnrecht verkauft, 9 Mietwohnungen werden frei finanziert und 11 Mietwohnungen werden öffentlich gefördert.

Bei der Integration der öffentlich geförderten Mietwohnungen wurden wir wie auch beim ersten Projekt von der Stadt Darmstadt großzügig unterstützt, wofür wir uns heute noch einmal ausdrücklich bedanken möchten.

Bedanken möchten wir uns auch bei der Umweltbank in Nürnberg und den vielen privaten Förderern, die es uns ermöglicht haben, auch frei finanzierte Mietwohnungen zu bauen, und das ist das wesentlich neue an WohnSinn-2 im Vergleich zu WohnSinn-1.

In den meisten anderen Aspekten haben wir uns eng an WohnSinn-1 angelehnt und profitieren von den gemachten Erfahrungen. Auch dafür möchten wir uns heute noch einmal herzlich bedanken. Ohne Eure Unterstützung und offene Aufnahme, ohne Euren MuFu wäre uns Vieles nicht so leicht von der Hand gegangen. Auch dafür, dass Ihr jetzt mit Fassung und kooperativ die Baustelle in Eurer unmittelbaren Nachbarschaft annehmt, gebührt Euch ein besonderer Dank.

Dreieinhalb Jahre haben wir auf diesen Tag gewartet, aber beim Warten ist uns die Zeit nicht lang geworden. Wenigstens alle zwei Wochen haben wir uns als Gruppe oder in Arbeitsgemeinschaften getroffen, haben geplant, geträumt, Ideen und Visionen entwickelt. Von manchen mussten wir uns verabschieden, neue sind dazugekommen. Im Laufe dieses Prozesses sind wir als Gruppe zusammengewachsen. Ein WohnSinn-2-Kollege sagte neulich "Wie Geschwister sind wir noch nicht, aber wie Nichten und Neffen fühlen wir uns schon." Jedenfalls sind wir gespannt, welche Abenteuer, Spaß und Konflikte in der Zukunft bei unserem Zusammenleben auf uns warten.

Selbstverständlich waren die vergangenen Jahre nicht frei von Konflikten. Manche haben die Gruppe verlassen, andere sind hinzugekommen. Besonders traurig hat uns der tragische Tod unseres Mitglieds Dieter Fischer gemacht. Und sehr schade finden wir auch, dass seine Frau Dorothee nun nicht mehr bei uns einziehen wird.

Die Gebäude sind von uns allen ein Stück weit mitgestaltet worden. Die Bewohner haben Einfluss auf ihre Wohnungsgrundrisse genommen. Wir werden über Gemeinschaftsräume verfügen. Die Gebäude werden behindertengerecht erschlossen sein, und unser Haus wird ein Passivhaus sein. Das schont sowohl das Klima als auch unseren Geldbeutel.

Was aber nützt das schönste Haus im Kopf, wenn es nicht Architekten gibt, die es planen und Handwerker, die es bauen? Für die Planung haben wir auf das Architekturbüro faktor 10 zurückgreifen können, das bereits WohnSinn-1 geplant. Die Idee, dass dadurch für faktor 10 alles viel einfacher sein würde, hat sich jedoch wegen der vielen individuellen Wünsche und Anforderungen der zukünftigen BewohnerInnen als Illusion erwiesen.

Der konkrete Baubeginn begann zunächst mit einer Panne, die den Wechsel zu einer anderen Firma erforderlich machte. Umso glücklicher sind wir heute, dass inzwischen alles gut läuft und vorangeht. Uns ist bewusst, dass die Umsetzung unserer Anforderungen hohe Ansprüche an die beteiligten Firmen und Handwerker stellt.

Bei Ihnen allen, die am Gelingen dieser Gebäude beteiligt waren, wollen wir uns heute ganz herzlich bedanken. Dazu übergebe ich an dieser Stelle an meinen Vorstandskollegen Jürgen Mühlfeld.

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